Zu Beginn der 50er Jahre gab es weltweit erste Forschungseinrichtungen, die sich auf die Analyse von Wolle fokussierten – allerdings nicht in der Bundesrepublik. Die Deutsche Wollvereinigung beschloss daher 1951 die Gründung des Deutschen Wollforschungsinstituts, dessen erster Direktor der Proteinchemiker Prof. Dr. Helmut Zahn wurde.
Obwohl die aufwändige chemische Synthese keinen wirtschaftlichen Weg zum Therapeutikum Insulin darstellte, wurde das Insulin neben der Wolle zum zweiten Standbein des DWI. Den Aachener Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gelangen neben der ersten Totalsynthese beispielsweise gezielte Modifikationen des Insulins, was bei Molekülen dieser Größe zuvor nicht möglich gewesen ist.
Prof. Dr. Höcker etablierte die Biomaterialforschung im DWI und initiierte zahlreiche Kooperationen mit den Ingenieurwissenschaften und der Medizin. Aus einer dieser Kooperationen ging 1995 die Gründung des Interdisziplinären Zentrums für klinische Forschung (IZKF) am Universitätsklinikum Aachen hervor. Das IZKF spielt bis heute eine zentrale Rolle, die von Grundlagenforschung und Klinik ausgehende translationale medizinische Forschung zu stärken.
Nach Stationen in Twente (Niederlande) und Ulm übernahm Prof. Dr. Möller die Leitung des Deutschen Wollforschungsinstituts sowie die Professur für Textilchemie und Makromolekulare Chemie der RWTH Aachen.
Die Forschungsvision ‚Interaktive Materialien‘ entwickelt sich. Die Wissenschaftliche Leitung wurde zu einem mehrköpfigen Team ausgebaut, welches seitdem die Kompetenzebereiche makromolekulare Chemie, die Biotechnologie und die chemische Verfahrenstechnik abdeckt.
Das Gebäude spiegelt nun die interdisziplinäre Struktur des Instituts wieder. Es gibt große Labore, in denen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen arbeitsgruppenübergreifend zusammenarbeiten, große Fenster, eine Cafeteria und einen zentralen Innenhof als Treffpunkt.
Im Sommer 2013 empfahl der Wissenschaftsrat, nach einer vorausgehenden Evaluierung des DWI, die Aufnahme des Instituts in die Leibniz-Gemeinschaft. Ende November 2013 wurde die Aufnahme durch ein positives Votum der Leibniz-Mitglieder besiegelt.
Mit seiner Neuausrichtung auf interaktive Materialien und seinem heutigen, interdisziplinären Forschungsansatz gelang dem DWI 2014 die Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft als Aachens erstes und bislang einziges Leibniz-Institut.
Mit dem 1. August 2019 trat Prof. Hecht, Ph.D. als neuer Wissenschaftlicher Direktor und Nachfolger von Prof. Dr. Möller an die Spitze des DWI. Gleichzeitig übernahm er den Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie an der RWTH Aachen. Der Wechsel des gebürtigen Berliners nach Aachen war das Ergebnis eines gemeinsamen Berufungsverfahrens des Leibniz-Instituts und der RWTH Aachen.
Das DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien hat zu Januar 2023 eine neue Leitung bekommen: Das Kuratorium bestellte Prof. Dr. Andreas Herrmann, seit 2018 stellvertretender wissenschaftlicher Direktor, zum kommissarischen wissenschaftlichen Direktor. Sandra Schumann-Heitzer ist das Amt der kommissarischen kaufmännischen Leiterin übertragen worden. Gemeinsam leitet das Duo das Institut bis zur Nachbesetzung der Leitungspositionen.
Das DWI und die Uniklinik RWTH Aachen haben am 12. Januar 2024 mit einem Festakt ihre neue, gemeinsam betriebene Forschungsinfrastruktur offiziell eingeweiht: das Leibniz Joint Lab „first in Translation“ (fiT). In Nähe des Clusters Biomedizintechnik auf dem Campus Melaten ist damit in Aachen ein zukunftsweisendes Gebäude entstanden, das Patientinnen und Patienten in Zukunft schneller medizinische Innovationen zugänglich machen soll.