Mit der Promotion in der Tasche – Ein Interview mit Laura De Laporte
Nach einem erfolgreichem Studium und der anknüpfenden Promotion sind viele Absolventinnen und Absolventen hin und her gerissen, wohin die Reise als nächstes gehen soll. In diesem Interview berichtet Prof. Dr-Ing. Laura De Laporte von ihren Zweifeln nach der Promotion, den eigenen Erfahrungen und gibt Tipps, die bei der Orientierung helfen können.
Am Ende der Promotion stellen sich viele junge Wissenschaftler*innen die Frage „Was jetzt? – Die eigene Forschung weiter voranbringen oder neue Einblicke in der Industrie sammeln?“. Was würden Sie den jungen Menschen ans Herz legen und was hat Ihnen damals bei der Entscheidungsfindung geholfen?
„Im besten Fall hat man sich mit dieser Frage schon während seiner Promotion immer wieder auseinandergesetzt. Aber auch bei mir war es so, dass ich sie nach meiner Promotion nicht eindeutig beantworten konnte. Es kamen Zweifel auf, obwohl ich eine Neigung zu einer wissenschaftlichen Laufbahn hatte. Meiner Meinung nach ist es dann erstmal ein guter Schritt als Postdoc zu arbeiten. Die neuen Eindrücke – insbesondere, wenn man dafür den Standort gewechselt hat und seine vertraute Umgebung hinter sich lässt – helfen bei der Entscheidungsfindung. Ich empfand es als weitere Orientierungsphase, in der mein Bauchgefühl für eine wissenschaftliche Karriere stärker wurde. Natürlich ist auch ein bisschen Glück dabei und es hängt davon ab, wie wohl man sich in der neuen Arbeitsgruppe fühlt und wie viel Freiraum man bekommt, um sich zu entwickeln. Aber was man nicht vergessen sollte, wenn man merkt, dass es doch nicht das Richtige ist: Diese Entscheidung ist nicht endgültig. Auch während oder nach einer Postdoc-Zeit kann man noch in die Industrie wechseln.“
Wie können Promovierte ihre Weiterentwicklung hin zur Arbeitsgruppenleitung vorantreiben und worauf sollten sie sich einstellen?
„Eine wichtige Eigenschaft, die man mitbringen muss: Man sollte realistisch sein und sich selbst kritisch hinterfragen können. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitsgruppenleiterstellen und sogar noch weniger Professuren. Der Konkurrenzdruck ist also entsprechend groß. Man muss sich die Frage stellen: Habe ich gute, innovative Ideen, die sich von anderen abheben? Aus wissenschaftlicher Sicht ist das wirklich die größte Herausforderung, denn man braucht eben gute Ideen, um Grants einzuwerben und Publikationen zu schreiben. Nur so kann man wirklich einen effektiven Einfluss in seinem wissenschaftlichen Themengebiet haben. Alternativ gibt es in Deutschland auch Professuren, die sich stärker auf die Lehre fokussieren. Es kommt also auch darauf an, wofür das eigene Herz mehr schlägt. Wenn man sich entschieden hat, muss man sich darauf einstellen, viele Anträge zu schreiben. Dabei ist es wichtig sein Umfeld im Blick zu haben – sowohl konkurrierende Projekte als auch potentielle Partner. Ich halte es für essentiell, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen und die eigenen Themen mit anderen zu verknüpfen – auch interdisziplinär. So bringt man seine Forschung aktiv in das Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen. Zusammenfassend lässt sich diese Frage aber ganz leicht beantworten: Seid proaktiv – das lege ich auch immer meinen Doktorand*innen ans Herz.“
Mit welcher Unterstützung können Interessierte an einer solchen Position am DWI rechnen und welche Erfahrungen haben Sie persönlich gemacht?
„Da ich selbst am DWI als Junior Arbeitsgruppenleiterin angefangen habe, kann ich persönlich behaupten, dass ich es als Sprungbrett für meine Karriere empfunden habe. Zum einen ist die grundsätzliche Finanzierung eine essentielle Basis und zum anderen wird einem viel an die Hand gegeben. Da wir ein verhältnismäßig kleines Institut sind, ergeben sich auch direktere Kommunikationswege: Obwohl man nicht Teil der Wissenschaftlichen Leitung ist, wird man bei vielen Themen involviert und kann im Professorium mitdiskutieren. Darüber hinaus wird man gut darauf vorbereitet sich auf namenhafte Fördermittel und Grants zu bewerben und bekommt dabei Unterstützung von erfahrenen Kolleg*innen. Ein weiterer Vorteil ist, dass einem die Netzwerke und Konsortien der Wissenschaftlichen Leitung zugutekommen. Man wird aktiv in diese eingebunden und für potentielle Kollaborationen vorgeschlagen – nicht nur lokale, sondern auch internationale.“
Warum denken Sie ist das DWI ein guter Ort, um seine eigene wissenschaftliche Karriere voranzubringen?
„Einerseits ist das DWI in vielerlei Hinsicht mit der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule und Exzellenz-Universität (RWTH) eng verbunden, unter anderem weil alle Professor*innen am DWI gemeinsam mit der RWTH berufen werden. Dadurch können wir als Arbeitsgruppenleiter als auch unsere Mitarbeiter*innen die universitären Netzwerke und Konsortien nutzen. Da das DWI aber eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Teil der Leibniz-Gemeinschaft ist, gibt es bei uns Möglichkeiten, die eine Universität alleine nicht bieten kann. Dazu gehören neben bestimmten Fördermittelprogrammen auch der ausgeprägtere Fokus auf Interdisziplinarität und internationale Projekte sowie programmatische Freiheiten.
Darüber hinaus profitieren wir als Teil der Leibniz-Gemeinschaft ebenso von dessen Konsortien und Maßnahmen. Dazu zählen etwa der Forschungsverbund „Leibniz Gesundheitstechnologien“ und Förderprogramme des Leibniz-Wettbewerbs, wie zum Beispiel das Leibniz-Professorinnenprogramm, durch dessen Unterstützung ich meine Professur erlangt habe.
Außerdem sind wir hier in Aachen innerhalb Europas sehr zentral und gut positioniert. Mit unseren Kooperationspartnern in Belgien und den Niederlanden sind wir eng verknüpft, was für europäische Projekte ein Riesenvorteil ist. Die geographische Nähe ermöglicht uns kurzerhand andere Labore zu besuchen und dort zusammenzuarbeiten, um Materialien auszutauschen, Methoden zu demonstrieren oder mal eben für ein Projektmeeting vorbeizukommen und das schätze ich sehr.“